Bildquelle: BR Der 38-jährige Robin Ticciati, gebürtiger Londoner mit italienischen Wurzeln, war schon als ganz junger Dirigent ein Sympathieträger für die Klassik. Mit seiner charismatischen Ausstrahlung gewinnt der Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin Musiker und Publikum gleichermaßen für sein undogmatisches Musikverständnis und seine durchaus unkonventionelle Programmgestaltung. So präsentiert Ticciati bei seinem erneuten Gastauftritt in München die Dritte Symphonie von Sergej Rachmaninow - ein spätromantisches Monument, das vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks seit beinahe einem halben Jahrhundert nicht mehr gespielt wurde! Zeit wurde es für dieses nostalgische Spätwerk, das von süffigen Melodien, mitreißenden Rhythmen und unsagbarer Schwermut geprägt ist. Rachmaninow hatte seine Dritte Symponie 1935 im amerikanischen Exil komponiert. Ticciati stellt sie der brandneuen Partitur "Exiles" von Julian Anderson gegenüber, den tragenden Vokalpart übernehmen die australische Sopranistin Siobhan Stagg und der von Ticciati hochgeschätzte Chor des Bayerischen Rundfunks. Kurz vor der Münchner Weltpremiere des fünfteiligen Gesamtzyklus hatte Widmungsträger Simon Rattle in London bereits eine dreiteilige Suite aus "Exiles" uraufgeführt. Wie schon der Plural im Titel andeutet, fasst der 1967 in London geborene Julian Anderson den Begiff "Exil" weit: Das Spektrum reicht vom Heimweh des jüdischen Volkes in der babylonischen Gefangenschaft über eine Hommage an Varian Fry, der Tausenden die Flucht vor den Nazis ermöglichte, bis hin zur erzwungenen Isolation während der Corona-Pandemie.
LIVE AUS DEM HERKULESSAAL DER MÜNCHNER RESIDENZ - SURROUNDKONZERT DES SYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Leitung: Robin Ticciati
Solistin: Siobhan Stagg, Sopran
Julian Anderson: Neues Werk für Chor und Orchester (Uraufführung); Sergej Rachmaninow: Symphonie Nr. 3 a-Moll
Dazwischen:
PausenZeichen
Julia Schölzel im Gespräch mit Robin Ticciati